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Was ist Diabetes mellitus?

Was ist eigentlich Diabetes mellitus? 

Schon den Ärzten des Altertums war eine merkwürdige Erkrankung bekannt, die sie nach dem auffallendsten Symptom definierten: "honigsüßer Durchfluß". Wir können nur wenig appetitliche Vermutungen darüber anstellen, wie die damaligen Heilkundigen ohne jedwede Laboreinrichtung zu dieser Beschreibung kamen. Richtig erkannt haben jedoch schon die Ärzte im alten Rom, dass diese Krankheit etwas mit Zucker zu tun haben muss.

Unter Diabetes mellitus wird eine Gruppe von Erkrankungen zusammengefasst, deren gemeinsames Kennzeichen eine Erhöhung der Blutzucker ist. Ursachen sind entweder die (autoimmune= durch fehlerhafte Abwehr) Zerstörung der Inselzellen der Bauchspeicheldrüse (Typ 1 Diabetes), eine für den Bedarf zu geringe Produktion von Insulin bei gut funktionierender Bauchspeicheldrüse (Typ 2 Diabetes), eine sehr große Gruppe von Erkrankungen, bei denen die Blutzuckererhöhung das Ergebnis komplexer Störungen ist (Typ 3 Diabetes), und der Schwangerschaftsdiabetes.

Typ 1-Diabetes


Der Typ 1-Diabetes wurde als jugendlicher ("juveniler") Diabetes bezeichnet, ein Ausdruck, der darauf hinweist, dass die Patienten bei Ausbruch der Krankheit bzw. bei ihrer Diagnose jung sind. Das Erkrankungsalter von Menschen mit Typ 1-Diabetes reicht vom Säuglingsalter bis ins hohe Alter, der Erkrankungshöhepunkt liegt im Teenager-Alter (12-14 Jahre). Bei diesen Patienten sind die insulinproduzierenden Zellen in der Bauchspeicheldrüse durch eine Selbstzerstörung komplett ausgefallen und das für die Energiegewinnung aus Kohlenhydraten notwendige Hormon Insulin wird nicht mehr produziert. Die unwiederbringliche Schädigung der Betazellen (die Paul Langerhans 1868 unter dem Mikroskop entdeckte – daher der Ausdruck Langerhans’sche Inseln) erfolgt durch Selbstzerstörung, und ist in ihren Ursachen bislang nicht geklärt.

Von allen Menschen mit Diabetes haben ca. 10 % einen Typ 1-Diabetes. In Europa ist die Erkrankung in Skandinavien am häufigsten und zeigt ein deutliches Nord-Südgefälle. In manchen Gegenden der Erde gibt es überhaupt keinen Typ 1-Diabetes, wie z. B. bei amerikanischen Indianerstämmen oder bei den Bewohnern der Inselgruppen des Südpazifiks. 



Der Typ 1-Diabetes erfordert die ständige Zufuhr von Insulin, entweder durch Spritzen oder Pumpen.

 

Typ 2-Diabetes


Typ 2-Diabetes wurde früher auch als „Alters“-Diabetes bezeichnet. Dieser Terminus sollte ausdrücken, dass die Betroffenen bei Ausbruch der Krankheit eher im fortgeschrittenen Lebensalter stehen. Inzwischen entsteht eine Blutzuckererhöhung ohne Insulinmangel jedoch immer häufiger auch bei jungen Erwachsenen und sogar (allerdings sehr selten) bei Jugendlichen. Viele Faktoren scheinen an der Bereitschaft und am Ausbruch eines Typ 2 Diabetes beteiligt zu sein, z. B. die Genetik, Umwelteinflüsse, und der Lebensstil. Eine familiäre Belastung kann ebenso wie zu wenig Bewegung, falsche oder zu kalorienreiche Ernährung zur Auslösung beitragen. Etwa 80 % der Menschen mit Typ 2-Diabetes sind fettleibig (adipös). Ein historischer Vergleich belegt, dass der Typ 2-Diabetes als Wohlstandserkrankung angesehen werden kann: direkt nach dem Ende des 2.Weltkrieges gab es fast keine Menschen mit Typ 2-Diabetes. Heute machen sie etwa 90 % aller Menschen mit Diabetes aus. Ein weiterer Risikofaktor ist das Alter.

Der Typ 2-Diabetes benötigt bei Erstentdeckung fast nie Insulin. Es besteht anfänglich nämlich kein Insulinmangel, sondern, im Gegenteil, der Insulinspiegel ist eher höher als bei Gesunden: man findet nämlich eine zu geringe Reaktion auf das vorhandene Insulin, eine „Resistenz“ vor allem von Fett- und Muskelgewebe, manchmal auch der Leber. Ernährungsempfehlungen und Tabletten sind bei einer großen Zahl von erstmals Betroffenen erfolgreich.

Typ 3 Diabetes


Die Gruppe derjenigen, die eine konstante Blutzuckererhöhung aus anderen Gründen entwickeln, ist zahlreich an Gründen, aber relativ bescheiden an Zahl: es sind jene Erkrankungen an Diabetes mellitus, bei denen genetische Syndrome, anderweitige Hormonerkrankungen, Medikamente mit Diabetes als Nebenwirkung, Operationen/Entfernung der Bauchspeicheldrüsen, um nur einige zu nennen, als Ursache bekannt werden.

Schwangerschaftsdiabetes    

Eine weitere Form ist der Schwangerschaftsdiabetes (=Gestationsdiabetes). Bei etwa 2 bis 5 Prozent aller Schwangeren kommt es zu einer Erhöhung der Blutzuckerwerte während der Schwangerschaft. Risikofaktoren sind Alter und Körpergewicht der Schwangeren. Die Babys sind bei der Geburt größer, aber auch gelegentlich unreifer als Neugeborene gesunder Mütter. Nach der Entbindung bleibt bei den Müttern ein erhöhtes Risiko, später im Leben einen Typ 2-Diabetes zu entwickeln.

Symptome und Diagnose des Diabetes mellitus

Typisch für einen unbehandelten oder entgleisten Diabetes mellitus, aber keineswegs immer vorhanden, sind ein Gewichtsverlust und das stark erhöhte Durstgefühl; gleichzeitig steigt die Harnausscheidung stark an. Die Diagnose wird durch Messung des Blutzuckers gestellt: oft ist der Blutzucker dann stark erhöht, etwa im Bereich von 500 mg/dl. Zur Beachtung: der Nüchternwert liegt typischerweise unter 126 mg/dL, der Spontanglukosewert (also nicht nüchtern) bei unter 200 mg/dL.

Diabetes - eine Volkskrankheit


Schätzungsweise acht Millionen Menschen sind in Deutschland an Diabetes mellitus erkrankt. Bis zum 50. Lebensjahr sind Männer häufiger betroffen, in höherem Alter stellen Frauen die Mehrheit der Patienten. In der Altersklasse von 30 bis 39 Jahren sind nur 1 Prozent der Bürgerinnen und Bürger erkrankt, in der Gruppe der 70- bis 79 jährigen beträgt dieser Wert über 20 Prozent. 



Diabetes hat in den Bevölkerungen der Industriestaaten wie eine Epidemie zugenommen. Die Dunkelziffer, d.h. diejenigen, die nicht wissen, dass sie an einem Diabetes leiden, ist hoch, betrifft allerdings nur Menschen mit Typ 2 Diabetes. So wussten in einer aktuellen Untersuchung im Raum Mainz über ein Viertel der untersuchten Menschen nichts von ihrer Erkrankung. Durch den oft schleichenden Beginn ist es zu erklären, dass bereits bei der Diagnose eines Typ2-Diabetes bereits Folgeschäden vorliegen können. Nach einigen älteren Studien besteht bei über einem Drittel der Betroffenen bei Diagnose eines Typ 2-Diabetes eine Erkrankung der Netzhaut.

Und eine stetige Zunahme scheint vorprogrammiert: In den kommenden Jahren wird sich die Zahl der Betroffenen in Deutschland auf 10 Millionen erhöht haben. Trotz Zunahme der Diabeteserkrankungen ist andererseits glücklicherweise in den letzten Jahren die Behandlung des Diabetes besser geworden. Damit einher gehen Anzeichen, dass auch die Komplikationen des Diabetes wie Herzinfarkt, Schlaganfall und Erblindung, etwas seltener werden. Dafür sprechen einige Studien, von denen aber nur wenige aus Deutschland kommen.

Gute Blutzucker- und Blutdruckeinstellung bieten die Chance, Diabetes-Folgeschäden entgegenzuwirken. Da sich bei längerer Erkrankung Diabetes-Folgeschäden aber allein durch diese Maßnahmen nicht sicher verhindern lassen, muss die Möglichkeit der Früherkennung u. a. durch regelmäßige Augenuntersuchungen wahrgenommen werden.